Weber, J. (1997): Erläuterungen zum Bannwald Reißinsel; Stand Mannheim, Forstbezirk Weinheim. Freiburg

Abstract

Die Mannheimer Reißinsel wurde 1885 dem naturschutz gewidmet. der Eigentümer und Namensgeber Carl Reiß formulierte in seinem Testament, in dem er die Insel der Stadt Mannheim vermachte, als einer der ersten den Gedanken des Prozeßschutzes. Außerdem widmete er die Insel der Mannheimer Bevölkerung zur Erholung. So waren Konflikte zwischen dem naturnahen Kleinod und dem Freizeitbetrieb einer aufstrebenden Industriestadt vorgezeichnet. Konsequenterweise wurde die Insel auch schon in den zwanziger Jahren geteilt, so daß beide Ziele zunächts weitestgehend konfliktfrei verfolgt werden konnten. Seitdem haben sich die Spannungen zunehmend zugespitzt. 1980 wurde ein rund 15 ha nördlicher Teil der Reißinsel als Bannwald ausgewiesen, umgeben von einem rund 77 ha großen Schonwald.
Als floristische bemerkenswertigkeit ist die Wildrebe (Vitis vinifera var. sylvestris L.) hervorzuheben. Die Reißinsel ist damit eines der letzten Vorkommen dieser Art in der Rheinebene. Es wurde die Notwendigkeit eines Pflegekonzeptes zur Erhaltung der Wildrebe im Schonwald dargestellt.
In den Jahren 1985-1989 wurde im Bannwald reißinsel eine Forstliche Grundaufnahme auf einem nicht-systematischen Stichprobenraster durchgeführt. Es ergaben sich folgende Ergebnisse.
Der Bestand wird von 18 verschiedenen Gehölzarten gebildet.
Es gibt eine vorratsreiche Oberschicht aus Pappel und Stieleiche, die sehr individuenarm ist. Die Ulme, ehemals in der Oberschicht dominant, ist aufgrund des Ulmensterbens flächig zusammengebrochen. Geringer dimensionierte Ulmen bzw.Silberweiden bestimmen die unteren Schichten.
Lebend- und Totholzvorrat (vor allem Ulmentotholz) halten sich die Waage.
der neophyt Acer negundo konnte sich im Bereich der Silberweidenaue etablieren und nimmt 17% der bestandesindividuenzahl und 9% des lebenden Bestandesvorrates ein.
Alle Probekreise befinden sich in der Zerfallsphase.
Die räumliche Individualverteilung weist eine starke Klumpung auf. Dies ist einerseits die Folge der hohen Anzahl von Silberweiden-Stockausschlägen als auch der lückigen Verteilung der Restindividuen infolge des Ulmen-Zusammenbruchs.
Die Klumpung ist Ausdruck einer starken, horizontalen Bestandesstrukturierung.
Es wird erwartet, daß die Esche bei einer Folgegesselschaft eine wichtige Rolle einnehmen wird. dafür spricht einerseit die Klassifizierung der Übergangsbereiche zum Pruno-Fraxinetum als auch die Dynamik der Eschenverjüngung, die imstande ist, die stark verjüngungshemmende Kraut- und Strauchschicht durchswachsen zu können .
Die Ausbreitung von Acer negundo verlief sehr zunächst sehr aggressiv, seine Ausbreitungsdynamik stellte sich dann auf ein Gleichgewicht mit den Silberweiden ein, wobei letztere sich eher im strömungsintensiven, der Eschenahorn im strömungsarmen Bereich eingenischt hat.


Location
ER Archívum (1997/P-010)